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Schmidt (Siegen) - Sellinat - Ziegler - Kassner

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Die Familie Sellinat in Deutschland hat ihre Ursprünge im Gebiet westlich von Tilsit im Mündungsdelta der Memel zwischen den Memelarmen Ruß und Gilge. Heute heißt Tilsit Sowetsk und liegt in der russischen Enklave Kaliningrad.

 

Zur Zeit unserer Vorfahren war es das Gebiet zwischen Ostpreußen und Litauen, das früher auch Preußisch Litauen oder Kleinlitauen genannt wurde. Es war Preußens nordöstlichste Region. Dieses Land um die Memel herum war überwiegend von Litauern besiedelt. „Geographisch exakt zu bestimmen war es nur im Nordosten, wo die Linie, die 1422 im Frieden von Melnosee zwischen dem Deutschen Orden und den polnisch-litauischen Großfürsten festgelegt worden war, eine politisch und kulturelle Grenze markierte. Nach Südwesten hin reichte das Gebiet etwa bis zur Deime. In diesen Abmessungen ungefähr wurde es 1714 zum Verwaltungsbezirk. (1) Nach der bis 1800 weitgehend abgeschlossenen Alphabetisierung begann der Staat im 19. Jh. auf die fremdsprachigen Bürger im Rahmen einer Germanisierungspolitik Druck auszuüben. Sie nahm in den Schulen ihren Ausgang, wo Deutschunterricht eingeführt und das Litauische schließlich verbannt wurde. (1) Begünstigt durch den Eisenbahnbau - seit 1857 gab es eine Linie zwischen Königsberg und Berlin, seit 1861 eine zwischen Kaunas und Preußen (2) -, die Kenntnis der deutschen Sprache und schließlich die Industrialisierung wanderten seit der Mitte des 19. Jh. zahlreiche Bewohner aus Preußisch Litauen in andere Landesteile Preußens aus (1), so auch unser Vorfahre Kristups Selenat Sellenatis, von dem alle in Deutschland lebenden Namensträger Sellinat abstammen.

 

In Preußisch Litauen lag Kaukehmen, zu dessen Kirchspiel die meisten Wohnorte der alten Sellinats gehörten, gut 20 km westnordwestlich von Tilsit im früheren Kreis Elchniederung. Der Ort heißt heute Jasnoje. Dorthin lassen sich die Wurzeln aller in Deutschland lebenden Sellinats bis zum Ende des 17. Jahrhunderts eindeutig zurückverfolgen auf Walluttis Sellenatis, der 1671 in Sellen bei Kaukehmen geboren wurde. Der Ort Sellen wurde am Ende des Zweiten Weltkriegs zerstört und ist heute erloschen.

Im Folgenden benutze ich die Ortsnamen aus der Zeit unserer Vorfahren, die auch in den Kirchenbüchern standen. Die meisten dieser Ortsnamen sind in heute verfügbaren Karten, welche entweder Nachdrucke aus dem Dritten Reich oder Kartendrucke aus der Nachkriegszeit sind, jedoch nicht mehr zu finden. Sehr viele Ortsnahmen wurden durch die nationalsozialistische Regierung 1938 umbenannt, „eingedeutscht“. Viele Orte sind erloschen, weil sie gegen Ende des 2. Weltkriegs vollkommen zerstört und nicht mehr aufgebaut wurden. Die verbliebenen deutschen Orte erhielten nach dem 2. Weltkrieg russische Namen. Zur leichteren Orientierung in den vorhandenen Landkarten habe ich in der folgenden Tabelle die alten Ortsnamen vor 1938, die neuen nach 1938 und die russischen Ortsnamen nebeneinander gestellt.Quellen: (3), (4), (5). 

 

 

Ortsname bis 1938

(Kirchenbücher)

Ortsname nach 1938

 

Einwohner 1939

 

Ortsname nach 1945

(russisch)

Groß Allgawischken
Schlichtingen
 147
Ort ist erloschen
Kaukehmen Kuckerneese 4492 Jasnoje
Neusorge Neusorge 76 Arbuzovo
Sausseningken Milchhof 176 Čerkasskoe
Schakuhnen Schakendorf  367 Levoberežnoe
(Alt- u. Neu-) Sellen (Alt- u. Neu-) Sellen  206 Ort ist erloschen
Sköpen Sköpen  414 Mostovoye
Skulbetwarren Skulbetwarren  142 Ort ist erloschen
Wietzischken Gilgetal 285 Ort ist erloschen

 

 


 

 

(1) https://ostpreussen.fandom.com/de/wiki/Kleinlitauen.

(2) Nach https://www.bpb.de/themen/europaeische-geschichte/geschichte-im-fluss/143240/die-memel-im-lauf-der-geschichte/.

(3) Spilgies, Günter: Das Kirchspiel Kuckerneese. 2003: http://www.elchnied.de/html/kuckerneese.html.

(4) Barran, Fritz R.: Atlas nördliches Ostpreußen. Königsberger Gebiet; In 27 deutschen topographischen Karten im Maßstab 1:100.000 mit russischen Ortsnamen. Leer, Verlag Gerhard Rautenberg, 1995.

(5) Kenkel, Horst: Ortsnamenänderungen von 1934 - 1939. In: Altpreußische Geschlechterkunde, Neue Folge 18, 1970, S. 133–150.