Hinweis
Die Familie Latsch
von Robert Giesler,
überarbeitet von Matthias Schmidt
Die Familie Latsch ist wahrscheinlich aus einem der Alpenländer, vermutlich Tirol, ins Siegerland gekommen.
Die ersten Latsch lebten in Gosenbach als Hofpächter. In Gosenbach gab es im 15. Jahrhundert zwei Höfe, einer war der des Dietrich von Seelbach. Nach seinem Tod am 18. Januar 1472 schenkte seine Witwe Elsa ihren geerbten Hof mit Zustimmung ihrer Kinder dem Kloster Keppel (heute Hilchenbach). Der Hof sollte verpachtet werden, wobei der Pachtzins an das Kloster gezahlt werden sollte mit der Auflage, dass an jedem Jahrestag seiner Totenmesse für Dietrich eine Seelenmesse gehalten werden solle. Zur Beleuchtung der Kirche an diesem Tag hinterlegte Elsa im Gosenbacher Hof Wachs. Außerdem sollte die Äbtissin in der Advents- oder Fastenzeit den Nonnen zwei Stockfische oder zwei Heringe geben, solange der Hof Pachtzins abwerfe. "Insbesondere ist" in der Schenkungsurkunde "verordnet, daß" die jeweils auf dem Kloster lebenden Nonnen "das genannte Gut nimmer versetzen oder verkaufen, sondern ewiglich bei dem Kloster behalten sollen, auf daß solch Begängnis und Gottesdienst, wie vorgeschrieben, nicht vergänglich werden."
Erbpächter waren über drei Jahrhunderte fast ohne Ausnahme die Latsch, die auch Hofmänner des zweiten Gosenbacher Hofes, dem der Herren von Wildenburg, daher "Wildenburger Hof", waren. Heidrich Latsch war wahrscheinlich gleich von 1472 an, sicher aber erst seit 1482 Hofpächter. Er hatte zusätzlich Anteile an der Hütte "uff der Goßenbach". Als "Heyderich Laitsch von Goißenbach" wird er erstmals mit diesem Familiennamen erwähnt, obwohl er bereits ab 1461 dort lebte und zu den angesehenen Bewohnern Gosenbachs gehörte. Seine Nachfolger als Hofpächter waren Friedrich Latsch (erw. 1486 - 1536), Tilmann Latsch (1530 - 47) und Johann Latsch (+ nach 1599).
Johann Latsch, Hofmann zu Gosenbach, hatte 1563 24 Stück Rindvieh, 150 Schafe, 12 Schweine, 4 Pferde und einen Ernteertrag von 18 Wagen Heu. Der nächste Hofmann, Hans Latsch (+ nach 1614), war ein wohlhabender Mann. Er war ab 1587 Erbpächter, außerdem Gewerke an Gruben und der Gosenbacher Hütte. Ferner war er als Reitmeister (Stahl- bzw. Eisenhändler) tätig und brachte es zu solch einem Vermögen, dass er im November 1613 den Wildenburger Hof kaufte. Damit wurden die beiden Güter, Keppelscher und Wildenburger Hof, gespalten mit der Folge, dass sich bald aus neu hinzutretenden freien Eigentumsgütern langsam der Ort Gosenbach entwickelte. Eine Tochter Hans Latschs, Margaretha (etwa 1615 - 1673), heiratete nach Niederholzklau. Vielleicht war sie aber auch die Tochter des nächsten Hofmanns, Hans Latsch (+ etwa 1638). Er war seit spätestens 1608 Hofmann zu Gosenbach und hatte unter den Folgen des 30jährigen Krieges schwer zu leiden. Zum einen wurde der Hof oft das Opfer von Raubüberfällen, bei denen den Hofleuten Pferde, Schafe und Geld gestohlen wurde, zum anderen wurden Hans Latsch und seine Frau auch "ganz erbärmlich traktieret". Hans Latsch geriet aber schon zuvor, 1608, in finanzielle Bedrängnis, als Magdalene von und zu der Hees, Äbtissin des Klosters Keppel, den Pachtzins von 13 auf 15 Gulden und bei der Neuverpachtung im Jahre 1620 auf 40 Gulden erhöhen wollte. Daraufhin wendet sich Hans 1622 an seinen Landesherrn, Graf Johann VII von Nassau-Siegen, und fordert eindrucksvoll die Rücknahme der Pachtzinserhöhung, da sonst der "Profit", der ihm noch bliebe, "zur Ernährung von Weib, Kind und Gesinde jährlich sehr schmal gefallen sei". Er führt mehrere Argumente an: So habe das Kloster zuvor neue Einkünfte erhalten, hätte er zum Ausbau des Hofes verschiedene Ausgaben gehabt und nicht zuletzt habe sich seine ganze Familie für die Verbesserung des Hofgutes "mit großer vielfältiger Mühe und Arbeit" eingesetzt. Er richtet an den "lieben Grafen" seine "ganz untertänige und hochfleißige Bitte", dass er "die würdige Frau zu Keppel dahin in Gnaden disponieren woll(e)", daß sie Pacht und Zins soweit zurückschrauben solle, dass er "dabei nicht ganz und gar an den Bettelstab geraten möge". Er unterzeichnet mit
"Untertheniger
Hans Latsch ietziger
Hoffmann zu Gosenbach".
Eine Antwort auf dieses Schreiben ist nicht überliefert.
Hans' Tochter Margarethe Latsch heiratete um 1636 den aus Dillhenrichshütten stammenden Johannes Spies (etwa 1599 - 1660) und stellte dadurch die Verbindung zwischen diesen beiden Familien her.
Johannes Spies wurde 1637 zweiter Hofmann, bekam das Keppelsche Hofhaus und die Hälfte der dazugehörigen Ländereien zugesprochen. Nach seinem Tod nahm Hans Wolf Spies (1638 - 1727) seine Stellung ein. Auf der Latsch-Seite folgte nach dem Tod des Friedrich Latsch (1627 - 1696) Henrich Latsch (1657 - 1706). Ab 1679 waren Henrich Latsch und Hans Wolf Spies die beiden Keppelschen Hofpächter. Letzterer gehörte der Hammerschmiede- und Massenbläserzunft an und wird 1677 ihr Zunftmeister. Er war auch als Eisenhändler tätig und erwarb 1666 und 1670 Anteile sowohl an der Gosenbacher Kupferhütte als auch an der obersten Gosenbacher Hütte. 1685 errichtete er einen Anbau an das alte Hofhaus aus dem 15. (?) Jahrhundert, das 1969 abgerissen wurde. Hans Wolf Spies' eigenwillige Wirtschaftspolitik entwickelte in ihm den Wunsch, alleiniger Hofpächter zu werden. Da 1704 mit dem baldigen Tod Henrich Latschs gerechnet wurde und dessen Erbe, sein Sohn Johann Friedrich (1688 - 1772), erst 16 Jahre, also unmündig war, beantragte Hans Wolf Spies die Eintragung seines Sohnes Antonius Spies als künftigen Hofpächter, und zwar erfolgreich, da die Vereinigung der geteilten Pacht den Interessen der Keppelschen Klosterverwaltung entgegenkam. 1706, nach dem Tod Henrich Latschs, wird Hans Wolf Spies tatsächlich alleiniger Hofpächter. Einige Jahre später allerdings meldete der 1704/06 übergangene (nicht unrechtmäßig !) Johann Friedrich Latsch sein Interesse an der halben Pacht an. 1715 heiratet er äußerst zweckmäßig die Tochter des Hans Wolf Spies, Elsbeth (1682 - 1764). Hans Wolf, inzwischen 77 Jahre alt, setzte sich nun im Gegensatz zu seinen früheren Bemühungen von 1704/06 für seinen Schwiegersohn und einstigen "Konkurrenten" ein, erreichte die erneute Pachtteilung und zog in den Haushalt seiner Tochter Elsbeth. Hans Wolf Spies' Sohn Antonius (1670 - 1742) wurde damit zum 2. Hofpächter. Dieser allerdings erinnerte sich 1716, auch schon 46jährig, des Lehnsvertrages von 1704, in dem sein Vater zum alleinigen Hofpächter und er, Antonius, zu seinem Nachfolger bestimmt wird, was für ihn ja jetzt von Vorteil wäre. Das wegen anderer, finanzieller Streitigkeiten schon belastete Verhältnis zu seinem Vater äußerte sich schließlich darin, dass Antonius beim Stift Keppel unter Berufung auf das Lehensprotokoll von 1704 für sich das alleinige Pachtrecht beantragt. Zunächst schien es so, als wenn er sich durchsetzen könnte, zumal das Stift Johann Friedrich Latsch vorher nicht als 2. Hofmann akzeptieren wollte. Jetzt aber trat Hans Wolf, mittlerweile 78jährig, wieder auf und erhob bei der fürstlichen Landesregierung Einspruch gegen das Vorhaben seines Sohnes, da sein Schwiegersohn und seine Tochter "außer einem eigentümlichen Wohnhaus anders keine Güter" hätten. Dem Einspruch wurde stattgegeben, so dass er bis zum seinem Tod im hohen Alter von fast 89 Jahren im Haus seiner Tochter wohnte. Antonius' Tochter Anna Catharina (1706 - 1758) heiratete nach Achenbach in die Familie Holdinghausen, Johann Friedrich Latschs Tochter Anna Catharina (1715 - 1781) in die Familie Achenbach und blieb mit ihrem Mann Johann Henrich Achenbach (1709 - 1768) in Gosenbach. Sie wohnten im "Alten Achenbachs Haus", später als Spies-Haus bezeichnet, das schon Anna Catharinas Vater Johann Friedrich und ihr Großvater Henrich Latsch bewohnten. Dieses erhaltene, 300 Jahre alte Haus steht in Gosenbach in der Friedhofstraße, schräg gegenüber dem Latsch- bzw. Debus-Haus.
Die Familie Sprenger
von Robert Giesler,
überarbeitet von Matthias Schmidt
Die Sprenger gehören zu den alten Hammerschmiede- und damit auch angesehenen Familien.
Der Sohn von Contzgin Sprenger war Gottschalk Sprenger. Ihm gehörte die Müsenershütte, die ab 1490 erwähnt wird. Zu dieser Zeit lebte auch Gottschalk, dessen Sohn Theis (eine Kurzform von Matthias) Mitinhaber dieser Hütte war und 1518 - 54 erwähnt wird. Er ist außerdem 1538 als Bürgermeister von Siegen genannt. In den vorliegenden Tafeln ist er dreimal verzeichnet. Theis war Vater des Dillnhenrichshüttener (= Sieghüttener) Hammerschmieds Johann Sprenger (+ 1605). Dessen Tochter heiratete Anton Spieß (etwa 1565-1607), der als Hammerschmied von Schneppenkauten nach Dillnhenrichshütten kam. Außerdem war er Vater des Hans Sprenger (+ v.1594), der 1552-58 als Hammergewerke und Haingerichtsschöffe zu Dillnhenrichshütten genannt wird. Dort war auch dessen Sohn Franz (+ vor 1600), Hammergewerke, dessen Tochter Catharina (+ nach 1639), in die Eiserfelder Familie Daub heiratete. Ob Theis Sprenger auch der Vater des Dillnhenrichshüttener Hammerschmiedes Hans Sprenger (+ etwa 1590) war, ist unklar. Es wäre aber ungewöhnlich, da ja Theis' unter 2. genannter Sohn schon Hans hieß. Die Tochter des hier aufgeführten Hans (+ vor 1608), heiratete in die Familie Flender (s. o. Familien Busch vor der Hardt und Flender).
Familien Busch vor der Hardt und Flender
von Robert Giesler,
überarbeitet von Matthias Schmidt
In einem Brief an den Rat der Stadt Köln aus dem Jahre 1490 weist Graf Johann V von Nassau-Siegen darauf hin, dass seine Untertanen schon "vur Menschen gedechtnus und lange vur vielen jaren" Eisen(-waren) nach den Niederlanden exportiert hätten. Diese Quelle belegt die etwa 1300 wieder einsetzende und immer größer werdende Ausmaße annehmende Eisen- und Stahlproduktion. Ihr ging bereits in den letzten fünf vorchristlichen Jahrhunderten im Siegerland eine Erzgewinnung voraus. Aus welchen Gründen im Mittelalter dieses erträgliche Handwerk wieder aufgenommen wurde, ist unklar. Fest steht allerdings, dass das Siegerland ab dem 14. Jahrhundert einer der wichtigsten Eisen- und Stahllieferanten Deutschlands wurde. Hieraus entwickelten sich bald intensive Handelsbeziehungen, so zum Niederrhein, den Niederlanden, dem Kölner und rheinisch-westfälischen Metallgewerbe, ins Remscheider und Solinger Gebiet, ins Rhein-Main-Gebiet und nach Hessen. Siegerländer Waren wurden bald über Messen und Märkte in Kassel, Marburg, Worms und Frankfurt vertrieben. Im Gegenzug wurden verschiedene Lebensmittel, z.B. Weine, sowie Luxuswaren und Seiden-stoffe aus Köln und Frankfurt importiert. Begünstigt wurde diese Entwicklung nicht nur durch die Besitzungen der Nassauer Grafen, sondern auch durch ihre politischen und dynastischen Interessen im 15. Jahrhundert in den Niederlanden, wo die bedeutendsten Handels- und Gewerbestädte Nord-West-Europas lagen. Zudem war es ein metallarmes Gebiet, das auf die Rohstoffe bzw. Erzeugnisse aus dem Siegerland angewiesen war.
Die Hammerschmiede im Siegerland wurden bald nicht nur zu angesehenen Leuten, sondern schufen sich auch beträchtliche Vermögen, wenn sie ihre Tätigkeit auf "internationale" Eisen- und Stahlgeschäfte ausdehnten. Einen Eindruck von diesem wirtschaftlichen Aufschwung gewinnt man bei der Betrachtung einiger Zahlen: werden in der Siegener Renteirechnung von 1417 bis 1419 25 abgabepflichtige Hütten erwähnt, sind es 1444 schon 35, 1463 bereits 40 und im Jahr 1500 sogar 42.
Nicht unerheblichen Anteil an dieser Entwicklung hatte die Familie Busch, die man wegen der verschiedenen Namensschreibweisen bis hin zum völligen Namenswechsel im Grunde gar nicht eindeutig bezeichnen kann: "Busch", "Busch vor der Hardt", "vor der Hardt", "Flender" und "Flender vor der Hardt".
Der Vorname des ältesten Busch vor der Hardt (* um 1370) ist nicht bekannt. Er lebte in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts und war schon Besitzer der Blashütte und des Eisenhammers vor der Hardt. Diese Werke lagen - ebenso wie die im Folgenden genannten - im Gebiet oder der Nähe des heutigen Ortes Weidenau. Seine Tochter Else Busch (+ 1417/44) heiratete Sel (+ v. 1417), der einen Anteil an Hütte und Hammer seines Schwiegervaters besaß. Ihre Tochter Gertrud (Sel) (+ n. 1463), die in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts lebte, war Besitzerin der Blashütte und mit Hermann off dem Berge (+ v. 1463) verheiratet. Hen vor der Hardt (etwa 1435-1505), ihr Sohn, war mit der Tochter des Freudenberger Schultheißen (Bürgermeisters) Tilmann Hol(n)stein verheiratet. Sie hatten eine Tochter (* etwa 1468), die den Hardter Heingerichtsschöffen Henchen vor der Hart (etwa 1460 - 1540) um 1487 heiratete. Eine Tochter aus dieser Ehe (etwa 1500-1576), heiratete den Hardter Gewerken Franz vor der Hart (etwa 1495 - 1565), der später noch einmal angesprochen wird.
Ihr Bruder Henrich (vor der) Hardt (etwa 1500 - 1564) war Gewerke auf Schneppenkauten. Seine Frau Agnes (von) Schneppenkauten (etwa 1500 - 1568) kam von dort, wo ihre Vorfahren bis zu den Anfän-gen des Schneppenkautener Hammers in der Mitte des 15. Jahrhunderts nachgewiesen werden können. Die Busch vor der Hardt waren also nicht nur erfolgreiche Gewerke, sondern heirateten auch in die ihnen entsprechenden Familien. Das zeigt sich auch bei Agnes' und Henrichs Tochter, die den Hammerschmied Johann Spieß (+ etwa 1572) heiratete, dessen Vater Hans Spieß (+ v. 1546) schon Gewerke auf der Müsenershütte war.
Der schon erwähnte älteste Busch vor der Hardt hatte außer seiner Tochter Else, auf die schon eingegangen wurde, noch einen Sohn Pusch (etwa 1370 - 1417). Dieser war auch Mitbesitzer der Blashütte und des Eisenhammers. Puschs Sohn Cone (etwa 1440- - 1444) war Besitzer des Eisenhammers vor der Hardt und auf der Grünen Au. Er hatte drei Söhne: Gothart (etwa 1425 - 1498), und Hen(ne) (*1425/30, +1471/79) und Siebel "den Stummen". Gothard war Hammerschmied in Buschhütten und Buschgotthardshütten; beide Hütten sind wohl nach ihm benannt. Seine Tochter Hilla (etwa 1475/-1554) heiratete Hens Sohn Gerhart (etwa 1470 - 1502), also ihren Vetter.
Gothart Busch wird von Böttger wegen seines im Laufe seines Lebens erworbenen Besitztums und seiner verschiedenen Beteiligungen als "vielleicht bedeutendster Siegerländer Eisenindustrielle des ausgehenden Mittelalters" bezeichnet. Er kam aus einem angesehenen Elternhaus, wo er den Beruf des Hammerschmieds erlernte. Sein Vater war Teilhaber am Hammer vor der Hardt, seine Mutter lebte nach dem Tod ihres Mannes in Siegen. Er selbst, etwa 1425 geboren, arbeitete mit seinem Bruder Hen 1461 und 1465 auf dem väterlichen Hammer (im heutigen Buschhütten), den er aber bald verpachtete. Er selbst pachtete nämlich mit seinem Bruder Hen einen neu errichten Hammer bei Buschhütten, den sie bald verließen, sich aber das Erbrecht vorbehielten. Gothart erwarb im Gebiet des heutigen Buschgotthardshütten ein Stück Land, auf dem er einen neuen, eigenen Hammer errichtete, der 1466 in Betrieb genommen wird und heute noch nach ihm benannt ist. Dort baute er auch ein Haus, das er mit seiner Familie bewohnte. Er erwarb zwar 1477 noch ein Haus in der Siegener Hinterstraße, dessen Nutzung aber in bezug auf die Überwachung seiner Hämmer wenig zweckmäßig gewesen wäre. Zur Finanzierung dieser Unternehmungen war sicher seine Heirat um 1450 mit Gertgen (etwa 1430 - 1502), der Tochter des Freudenberger Amtsschultheißen Henchen Scholte, eine Voraussetzung. Henchen Scholte nämlich war 1444 Teilhaber am Schneppenkautener Hammer. Diesen Anteil wird Gertgen in die Ehe mit eingebracht haben, denn später hatte Gothart eine 25%ige Beteiligung. Im Jahre 1481 wird Gothart auch als Teilhaber an der bei Eiserfeld gelegenen Eisenerzgrube "Kirschbaum" und einer weiteren Hütte genannt. Hier wird sein Bestreben erkennbar, möglichst viele Hütten oder zumindest Hüttenanteile zu erwerben, um das für die Hämmer notwendige Eisen aus eigener Gewinnung zu bekommen. Ob er noch weitere Hütten oder Hämmer seinem Besitz hinzufügte, ist nicht bekannt. Die Stellung dieses 1498 gestorbenen Frühkapitalisten im Siegerland läßt sich aber an der Tatsache feststellen, daß Gothart wie Henchin Fick (etwa 1420 - 1498) 1479 den größten Schatzungsbetrag im Kirchspiel Siegen zahlte, das dreifache des Durchschnittssatzes. Nur hinsichtlich der Bede (Abgabe vom liegenden Besitz) lag er hinter Henchin Fick etwas zurück. Die Familie Fick gehörte auch zu den großen Hüttenbesitzerfamilien des Siegerlandes.
Gotharts Tochter Hilla (etwa 1475 - 1554) erbte die Schneppenkautener Anteile ihres Vaters und zog mit ihrem Mann Gerhart (etwa 1470 - 1502) nach Siegen. Auf der Ecke Poststraße/Löhrstraße erwarben sie ein Haus, in dem Hilla außer Eisen, Eisenwaren und heimischen Produkten auch "Importware" verkaufte. So z.B. Tuche, Gewürze, Heringe, Stockfische u.a., das sie in großen Mengen in deutschen Handelsstädten wie Köln oder Frankfurt einkaufte. Nach dem frühen Tod ihres Mannes setzte Hilla den Handel fort und vergrößerte ihr Vermögen, was ihre hohen Spenden zum Umbau der Siegener Martinikirche beweisen. Die Kontakte zu den nördlich der Stadt angesiedelten Gewerken schienen aber nicht abgebrochen zu sein, denn ihre Tochter Cathrin (etwa 1510 - nach 1570) heiratete den Schneppenkautener Gewerken Peter Steler (etwa 1505 - vor 1563).
Hillas Sohn Franz vor der Hardt (etwa 14957/97 - 1561/62), war wieder Hammerschmied und Gewerke und mit einer Tochter des Henchen vor der Hardt verheiratet. Diese Heirat wurde schon erwähnt. Ihr Sohn Chonn (Konrad) vor der Hardt (etwa 1520/25 - 1562/63) war auch Hammerschmied und Gewerke vor der Hardt. Er ist der erste, der den Namen Flender trägt: "Chönn Flendener". Dieser Name ist von Handelsbeziehungen zur Grafschaft Flandern hergeleitet, jenem linksrheinischen Gebiet also, zu dem um 1500 die Nassauer Grafen Engelbert II und Johann V (s. o.) direkte Handelsbeziehungen knüpften. Im 16. Jahrhundert festigte sich der anfängliche Beiname zum Familiennamen, so dass Chonns männliche Nachkommen diesen Namen annahmen. Chonn war verheiratet mit Gela Latsch (etwa 1525 - nach 1583), einer Tochter des Gosenbacher Hofpächters Tilmann Latsch (s. u. Die Familie Latsch). Ihr Sohn Jacob Flender (* um 1563, + 1620/27) war Hüttenbesitzer und Hammerschmied und betrieb zudem in solchem Maße Handel, dass Böttger ihn den wohl "führenden Industriellen jener Zeit" nennt. Er muß wegen seiner umfangreichen Tätigkeiten in hohem Ansehen gestanden haben, denn er erhielt zahlreiche Aufträge von seinem Landesherrn, Graf Johann VII von Nassau-Siegen. So lieferte er 12 Zentner Fensterstangen für das Dillenburger Schloß und Rüstungsgegenstände wie Geschütze verschiedener Kaliber. Solche staatlichen Aufträge brachten ihm be-trächtliche Summen ein, die ihm wiederum eine Ausweitung seiner Handelsbeziehungen ermöglichten. Aus einem erhaltenen Brief vom 17. April 1619 an seinen Landesherrn, in dem er mit "Jacob Flender vor d(er) Hardt" unterschreibt, geht hervor, dass seine Kontakte bis nach Danzig reichten. Als Hammerschmied war er auch Mitglied der Zunft der Hammerschmiede und Massenbläser. 1604 wird er zu deren erkorenem Meister (Zunftmeister) gewählt - in Anerkennung für seine führende Tätigkeit. Während seiner Amtszeit wurden alle neu aufgenommenen Zunftbrüder jährlich in das "Handtwercksbuch der Massenbläser undt Hammerschmidtszunfft in undt vor der Statt Siegen" eingetragen. Er war verheiratet mit der Tochter des Dilnhenrichshüttener Hammerschmiedes Hans Sprenger (+ 1587/93) (s. u. Die Familie Sprenger). Jacobs Sohn Thomas Flender (1589 - nach 1672), heiratete um 1620 Margarethe (etwa 1595/1600 - nach 1663), die Tochter des Achenbacher Hofmannes Johannes Achenbach (etwa 1565/70 - vor -1637) (s. o. Die Familie Achenbach).
Eine Tochter aus dieser Ehe, Sophie Flender (* 1634), heiratete in die Hardter Hammerschmiedefamilie Schleifenbaum. Der Großvater ihres Mannes Jacob Schleifenbaum (1627 - vor 1677), der namentlich nicht bekannt ist, könnte rein altersmäßig wegen seines anzunehmenden Berufes und seines anzunehmenden Wohnortes der Jacob Schleifenbaum sein, der bei dem oben ausführlich dargestellten Jacob Flender bei größeren staatlichen Aufträgen mitgearbeitet hat. Dafür würde noch sprechen, dass in früheren Jahrhunderten ein neugeborener Junge oft auf den Namen des noch lebenden Großvaters (hier also Jacob) getauft wurde.
Thomas Flenders Sohn Johannes (1623 - 1696), und sein Enkel Franz (1662 - 1742) waren ebenfalls Hammerschmiede und Gewerken, allerdings auf Schneppenkauten. Franz' Tochter Anna Magdalena (1700 - 1768) heiratete in die Familie Utsch.
Die Familie Achenbach
von Robert Giesler,
überarbeitet von Matthias Schmidt
Der heutige Ort Achenbach ist aus dem alten Hof Achenbach hervorgegangen, den die vermutlichen ersten Besitzer (und Bewohner ?), die Familie von Achenbach, 1389 an Johann von Wildenberg, später Wildenburg, verkauften. Die Grafen von Nassau-Siegen eigneten sich im ersten Drittel des 15. Jahrhunderts den Hof an, der künftig aber noch als "Wildenburger" Hof bezeichnet wurde.
Die Achenbach waren nicht nur über drei Jahrhunderte Pächter des Wildenburgischen Hofes, sondern auch angesehene Schöffen und Mitglieder der Siegener Hammerschmiede- und Massenbläserzunft (Massenbläser waren Eisengießer oder allgemeiner Eisenhüttenleute).
Als erster Achenbach wird 1461 Konrad (=Cuntze) (von) Achenbach (etwa 1410 - 1462/83) als Hofmann zu Achenbach genannt. Sein Sohn Hans in der Aldestat (etwa 1440/45 - nach 1512) übernahm spä-testens 1467 den Hof. Er nannte sich außerdem Bürger von Siegen. Hans' Sohn Hen(-rich) (etwa 1470/75 - nach 1519) war ebenfalls Hofmann zu Achenbach. Er war auch der erste Schöffe Achenbach am Haingericht Siegen.
Hans Achenbach (etwa 1500 - vor 1560) setzte die Berufstradition fort. Von seinem Sohn und Nachfolger Gerlach (etwa 1530 - vor 1599) wird 1563 ein Besitz von 24 Stück Rindvieh, 150 Schafen, 16 Schweinen und 3 Pferden genannt. Der nächste Hofmann, Johannes Achenbach (etwa 1565/70 - 1633) wurde um 1611/12 in die Siegener Zunft der Massenbläser und Hammerschmiede aufgenommen. Daneben war er Stahlhändler, Gerichtsschöffe und Schultheiß des Haingerichts zu Siegen. Seine Tochter Margarethe (etwa 1595/1600 - nach 1663) heiratete in die bedeutende Familie Flender (s. u. Familien Busch vor der Hardt und Flender).
Sein Sohn Johannes (etwa 1595/1600 - nach 1662) ebenfalls Hofpächter zu Achenbach, wurde 1624/25 auch in die Hammerschmiede- und Massenbläserzunft aufgenommen. Er hatte drei Kinder: zunächst Antonius (1637 - 1698), der den Hof übernahm und sowohl Massenbläser als auch Haingerichtsschöffe war und dessen Tochter Anna Catharina (1663 - 1733) in die Klafelder Familie Holdinghausen heiratete. Als weiteres Thomas (1640 - 1689), der auch Massenbläser war, dessen Sohn Thomas (1684 - 1737) Gerichtsschöffe und dessen Enkel Johann Henrich (1709 - 1768) Bergmann und Kirchenältester war. Außerdem Anna Margaretha (1643-1700), die den Gosenbacher Hofpächter Hans Wolf Spies (1638 - 1727) heiratete (s. u. Die Familie Latsch).
Diese Ausführungen konzentrieren sich auf die Achenbachs in meiner Familienforschung. Ausführlichere Informationen finden sich u. a. in:
Eberhard Tröps: Siegen-Achenbach. Siegen: Eigenverlag, 1989.